Alexandre Joly

Der 1977 in Frankreich geborene Alexandre Joly arbeitet als ein multimedialer Künstler, dessen Praxis aus einem komplexen System des Samplings und Verweisens besteht.

Neben einer Verkettung von unterschiedlichen kulturellen Codes und Symbolen, umgeben den Betrachter seit einigen Jahren auch Töne und Geräusche, die er in seine Environments integriert und zum Ausgangspunkt einer veränderten Wahrnehmung visueller Informationen macht. Die Suche nach unterschiedlichen gesellschaftlichen und kulturellen Facetten von Klängen interessiert den heute in Genf lebenden Künstler dabei ebenso wie die physikalischen Eigenschaften von Tönen an sich, die er als materialisierten Sound zu optischen Mustern formt. Vor allem das gegenseitige Wechselspiel von akustischen und visuellen Elementen ist dabei für den Künstler von grundlegender Bedeutung und verleiht seinen Inszenierungen mitunter auch befremdliche Brüche und irritierende Verschiebungen.
Mit The Singing Of Mirrors hat Joly eine kaleidoskopische Installation für das ehemalige Winterrefektorium der Abtei Brauweiler geschaffen. Die multisensuale Inszenierung spielt nicht nur mit der spirituellen Bedeutung von Musik im Kontext religiöser Riten, sondern befragt zugleich das Spiegel-Motiv als Metapher der Reflexion im intellektuellen, künstlerischen und religiösen Sinn.
Kleine „Piezo“-Lautsprecher, die sich schlangengleich um die Säulen des historischen Saals winden und eine verführerische, überaus atmosphärische Klanglandschaft erzeugen, korrespondieren mit verschiedenen visuellen Elementen im Raum. Der meditative Sound bildet einen Klangteppich, der eine bestimmte Weise des Hörens und Sehens begünstigt und den ehemals spirituellen und sakralen Aspekt des Winterrefektoriums betont. Getragen von den sanften Klängen erfährt nicht nur der umgebende Raum eine Transformation in der Wahrnehmung des Betrachters, auch die sichtbaren Elemente erhalten im Kontext der Musik eine andere Bedeutung. 
Ein mit tiefschwarzem Wasser gefülltes Bassin wird zum Spiegel, dessen Oberfläche in Abständen immer wieder durch sich plötzlich generierende kristalline Muster durchbrochen wird. Doch nicht die Töne, welche die Inszenierung akustisch begleiten, bringen die Oberfläche in Schwingung. Die mikroskopischen Vibrationen entstehen durch – für den Betrachter nicht hörbare – Tieftonfrequenzen und treten als fraktale Erscheinungen und facettenartige Strukturen in Wechselbeziehung zu einer filmischen Collage an der Stirnwand des Raumes, deren kaleidoskopisch gebrochene Sequenzen wie Splitter einer weiteren Realität auf das Auge des Betrachters treffen.
Spiegelnde Oberflächen herzustellen, hatte lange Zeit etwas Magisches an sich. Über frühe, vom Aberglauben geprägte mythologische Vorstellungen vom Spiegel als seelenraubendes Ungeheuer bis hin zur Metapher des zerbrochenen Spiegels, dessen unglückbringende Splitter man schwarz färben oder in fließendes Wasser tauchen sollte, war das Motiv mit seinen vielfältigen Konnotationen durch die Jahrhunderte immer wieder auch Gegenstand zahlreicher Meisterwerke der Kunst und Weltliteratur. Als Sinnbild der Menschenseele, die sich dem Göttlichen öffnet, als Widerschein der himmlischen Gesetze und Mittel ihrer Deutung, als Tor zu einer anderen Welt wurde der Spiegel im Laufe der Jahrhunderte vor allem zu einem Symbol für (gebrochene) Identität, Selbsterkenntnis und Wahrheit. In Klöstern galt er zumeist als Tabu, da mit ihm auch Eitelkeit, Hochmut und Wollust verbunden waren.
Im Wechselspiel von Kunst und historischer Architektur bringt The Singing Of Mirrors viele mögliche Bedeutungsebenen ins Spiel und wirkt mit einer suggestiven Stimmung unmittelbar auf das zeitgenössische Lebensgefühl. In der für ihn typischen Arbeitsweise des freien Assoziierens verschränkt Joly verschiedene, im kollektiven Gedächtnis verankerte Symbole wie Musik, Schlange und Spiegel, reflektiert unterschiedliche Facetten der einst spirituellen Örtlichkeit, deren bewegte Geschichte bis heute auch ihr Erscheinungsbild prägt. Klang und Stille, Sichtbares und Verborgenes, Gegenwart und Vergangenheit, Realität und Fiktion werden zu spielerischen Metaphern und zeigen auf beeindruckende Weise auch die Wandlungsfähigkeit des im Rheinland noch gänzlich unbekannten französischen Künstlers.

Alexandre Joly wurde 1977 in Saint-Julien en Genevois/Frankreich geboren. Nach seiner Ausbildung an der Haute Ecole d’Art et de Design in Genf studierte er an der ESBA in Genf. Er erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, kürzlich das Stipendium Artists-in-Lab-Residence-Exchange in Henan, China. Seine Arbeiten wurden in der Schweiz, Frankreich und Deutschland ausgestellt. Er lebt und arbeitet in Genf.

Di bis So 14 bis 17 Uhr
und auf Anfrage

kuratiert von Nadia Ismail und Astrid Legge

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