Harold Ancart

Harold Ancart hat in den letzten Jahren mit seinen In-Situ Installationen ein eindrucksvolles Werk geschaffen, welches durch seine originäre Bildsprache und die ungewöhnliche Wahl seiner künstlerischen Mittel auch internationale Aufmerksamkeit erlangt hat.

Im Zusammenspiel von poetischen Wandbildern aus Brandzeichen, luziden Zeichnungen, Collagen und Nylonfäden, die mit Kohle bestäubt und frei im Raum verspannt sind, erschafft der gebürtige Belgier atmosphärische Inszenierungen, welche die vorhandene Architektur nicht nur verändern, sondern ihre Möglichkeiten vollkommen neu ausschöpfen. Seine Arbeiten mit Kohlestaub sind zurückhaltend, fast minimalistisch und von einer zauberhaften Grazilität.
Für seine erste Ausstellung Widows in Nordrhein-Westfalen bedeckt Harold Ancart die weiß getünchten Wände des Säulensaals mit schwarzem Staub. Ähnlich dem Schauplatz eines Tatorts bestäubt er die geschichtsträchtigen Oberflächen, in die sich die Spuren einer jahrhundertelangen Nutzung eingeschrieben haben. Doch statt des Einsatzes eines feinen Pinsels, schleudert der Wahl-New Yorker den Kohlestaub mit ausladenden Gesten an die Wand, um die Zeichen der Vergangenheit sichtbar zu machen. Winzige Risse, kleine Narben und Verletzungen erzählen von der Nutzung, Schändung und Bewahrung des ehemals klösterlichen Ortes. Die Bilder werden zu ’Zeitfenstern’, die den Betrachter auf eine Reise in die Vergangenheit einladen und die bewegte Historie der Abtei offenbaren.
Doch Harold Ancarts poetischer Umgang mit minimalsten Mitteln impliziert auch eine präzise Kenntnis der (Kunst)geschichte, die er subtil mit dem Ort verwebt. Der vom Künstler gewählte Ausstellungstitel Widows birgt eine Vielzahl an Anspielungen und Ambivalenzen. Humorvoll verweist er auf Marcel Duchamps Werk ‚Fresh Widow’ (lustige Witwe) von 1920, selbst eine wortspielerische Abwandlung des in der Malerei geläufigen „french window“-Motivs. Duchamps Objekt war ein Nachbau des ‚französischen Fensters’, dessen Scheiben er durch schwarzes lichtundurchlässiges Leder ersetzte und damit radikal gegen das seit der Renaissance gültige Bildkonzept opponierte, Malerei als illusionistisches Fenster zur Welt zu begreifen. Indem Duchamp an die Stelle des Ausblicks opakes Leder setzte, leitete er den Abschied von der illusionistischen Malerei ein mit dem Ziel, Raum für eine neue, andere Bildwirklichkeit zu schaffen.
Harold Ancart stellt Duchamps ‘lustiger Witwe’ einige Gefährtinnen (widows) zur Seite, um ihr zugleich und wortwörtlich das Heitere zu nehmen. Die Asche gemahnt als klassisches Motiv des „memento mori“ in der abendländischen Ausdeutung stets an Tod und Vergänglichkeit. Sie mag Verweis auf die Opfer, die Märtyrer und die Zurückgebliebenen sein, die durch den Verlust des Geliebten gezeichnet sind. Als sichtbares Zeichen der Trauer wird ihnen das Attribut des schwarzen Habit verliehen. Sind Ancarts Bilder aus Kohlestaub also als gestisches Aschekreuz zu verstehen, entstanden aus dem mönchischen Ritus des Mittelalters, sich als Symbol der Trauer und in Gedenken an die Toten die Asche der Verstorbenen auf Kopf und Gewänder zu streuen?
Ancart erschafft im wahrsten Sinne Seelenfenster im Inneren des Säulensaals. Dabei sind sei-ne poetischen Wandzeichnungen so individuell wie das Wesen eines jeden Menschen, geben Impulse für ein erweitertes Denken und bilden zugleich Schatzkarten, welche die in Staub geschlagenen Segmentschichten einer bewegten Historie enthüllen.

Harold Ancart 
wurde 1980 in Brüssel/Belgien geboren und studierte bis 2007 an der École nationale supéri-eure des arts visuels de La Cambre. 
Harold Ancart lebt und arbeitet in New York und Brüssel.

Di bis So 14 bis 17 Uhr
und auf Anfrage

kuratiert von Nadia Ismail und Astrid Legge

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